Klimawandel und Menschenrechte

Klimakrise und Menschenrechte sind für Amnesty International natürlich ein wichtiges Thema. Klimaschutz ist Menschenschutz! 

Europa bemüht sich, klimaneutral zu werden – und verursacht damit Menschenrechtsverletzungen und Umweltbelastungen in anderen Weltregionen. Doch die Energiewende geht auch anders.

Die #CLIMATESTORIES zeigen am Beispiel von 10 Orten die Auswirkungen des Klimawandels auf die Menschenrechte in 10 Schaubildern.

Auf höchster Ebene, nämlich vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte wurde die Forderung nach mehr Klimaschutz verhandelt. Beispielhaft war die Klage von sechs jungen Menschen aus Portugal. Auch die Schweiz hat das Recht auf Klimaschutz verletzt. Das hat der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) entschieden. Dieses Urteil ist nicht nur ein Sieg für die schweizer KlimaSeniorinnen, es ist ein Sieg für alle Generationen. Dieses Urteil ist ein Meilenstein im Kampf für ein lebenswertes Klima für alle.

Die Hitzewellen in Indien mit Temperaturen von 38° – 46° oder mehr bei Luftfeuchtigkeiten bis 85% haben fatale Folgen. Teile der Bevölkerung, vor allem der unteren Kasten, arbeiten unter freiem Himmel, wohnen in Slums (ohne Klimaanlagen) und haben nur zu wenig, meist verschmutztem Trinkwasser Zugang. Die Folgen: Schwitzen kühlt den Körper nicht mehr. Es drohen Hitzschlag: Dehydrierung, Tachykardie, Zellen beginnen zu zerfallen, Krämpfe, Schwindel, Übelkeit, Orientierungslosigkeit, Ohnmacht und Nierenversagen mit letztendlich Tausenden von Hitzetoten (vergl. in D 8.000, in EU 61.000). Das Recht auf Wasser und Sanitärversorgung, das Recht auf Gesundheit, Nahrung, Wohnung, letztendlich das Recht auf Leben können nicht mehr gewährleistet werden.

Verheerende Überschwemmungen, drastisch ansteigende Temperaturen und tödliche Taifune machten deutlich, wie anfällig insbesondere die Region Asien-Pazifik für die Auswirkungen des Klimawandels ist. Unter den Folgen hatten die ärmsten und am stärksten ausgegrenzten Bevölkerungsgruppen am meisten zu leiden. Die hohe Zahl der Todesopfer, die ein Wirbelsturm in Myanmar im Mai 2023 unter den ethnischen Rohingya forderte, war größtenteils auf die elenden Bedingungen zurückzuführen, unter denen sie seit ihrer Vertreibung 2012 leben. In Indien forderten Überschwemmungen in der Himalaya-Region und Hitzewellen in den Bundesstaaten Uttar Pradesh und Bihar 2023 fast 200 Todesopfer. Ganze Landstriche wurden verwüstet und Existenzen vernichtet. Menschen kommen in den Fluten und damit teilweise einhergehenden Erdrutschen ums Leben. Das Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit der Person, das Recht auf Nahrung, Wasser, Kleidung, Wohnung, ärztliche Betreuung sowie das Recht auf Bildung können nicht mehr gewährleistet werden.

Dagegen leidet Marokko unter unvergleichlicher Dürre. Allerdings kann der selten auftretende Starkregen verheerende Folgen haben.

Waldbrände sind inzwischen zu einem globalen Problem geworden. Nicht nur in Brasilien, wo Brandrodungen den Urwald vernichten, sondern auch in Kanada, Kalifornien, im Mittelmeerraum und auch in Deutschland (Brandenburg) vernichten sie den Lebensraum von Mensch und Tier sowie Gebäude und Agrarflächen. dazu entwickeln sie gewaltige Mengen von Feinstaub, die selbst in über 1.000 km Entfernung zu einer gesundheitsgefährlichen Feinstaubbelastung führen können. Ein Angriff auf das Recht auf Gesundheit!

In Brasilien erzeugt die Brandrodung nicht nur viel CO2, vielmehr kann der vernichtete Regenwald kein CO2 mehr aufnehmen. Bei der Stadt Porto Velho im brasilianischen Amazonas-Regenwald fielen im August 2022 8.000 Hektar (11.000 Fußballfelder) Regenwald den Bränden zum Opfer. Diese Brandrodungen geschehen fast immer illegal. Abholzungen und Brandstiftungen zur Gewinnung von Land für Landwirtschaft und Viehzucht vernichten riesige Waldgebiete für immer. Die indigene Bevölkerung verliert ihren Lebensraum und protestiert dagegen. Die Proteste werden durch Gewalt, Drohungen, Einschüchterungsversuche bis hin zu Morden unterdrückt. Die Indigenen stellen wichtige Bewahrer des Regenwaldes dar. Zu den Bedrohungen zählen laut indigenen Organisationen die illegale Besetzung einiger indigener Gebiete. Die journalistische Beobachtungsstelle De Olho nos Ruralistas zeigt, dass 1.692 landwirtschaftliche Betriebe auf indigenem Land liegen, das entspricht 1,18 Millionen Hektar. 95,5 % dieser Fläche befinden sich in Gebieten, die noch nicht demarkiert wurden. Im Nationalkongress vertretene brasilianische Politiker*innen besitzen zusammen rechtswidrig 96.000 Hektar Land auf indigenem Land. Die Gewalt gegen die Indigenen hält an. Das Recht auf Nahrung, Wohnung, das Recht auf Eigentum (am Land), das Recht auf Versammlungsfreiheit und Meinungsfreiheit sowie der Anspruch auf Rechtsschutz werden verletzt.

Speziell die Südseeinseln sind besonders vom Anstieg des Meeresspiegels betroffen, weil sie of nur wenige Meter über Normalnull hoch sind. Betroffen sind über 7 Mio. Einwohner in 22 Nationen auf den Inseln Kiribati, Carteret-Inseln, Tuvalu, Marshall-Inseln, Cook-Inseln, Fidschi, Tarawa und Abanuea (letztere sind schon versunken). Man erwartet, dass der Meeresspiegel bis 2100 um bis zu 88 cm steigt. Das führt zu versalzenen Brunnen, überfluteten Feldern, Korallenriffe sterben ab und die Fluten zerstören Schutzmauern. Inzwischen wird schon das Auswandern nach Neuseeland, Australien oder China in Erwägung gezogen. Doch wo bleibt da das Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit der Person, das Recht auf Nahrung, Wasser, Wohnung und das Recht auf Bildung?